12 Jul Barrierefreie Websites: Dein Leitfaden zu Gesetz & Maßnahmen
Veröffentlicht am 12. Juli 2024 | von Maike Burk
Ab Sommer 2025 müssen Websites, Onlineshops und Apps barrierefrei sein.
In welchem Fall dich das Gesetz tatsächlich betrifft, welche großartigen Marketing-Vorteile eine barrierefreie Website für dich haben kann – und welche Maßnahmen du umsetzen solltest, erfährst du in diesem Blogartikel.
Checkliste barrierefreie Website (für Eilige)
- das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft
- barrierefreie Websites sind für alle Menschen erreichbar, nutzbar und verständlich, mit und ohne Seh‑, Hör- oder Sprach-Beeinträchtigungen
- wichtige Elemente sind beispielsweise: Textalternativen für Bilder, Untertitel für Videos und eine leichte Navigation
- das Gesetz betrifft Unternehmen ab einer Größe von 10 Mitarbeiter:innen oder einem Umsatz von 2 Millionen EUR
- eine barrierefreie Website kann deine Conversions insgesamt erhöhen (Klicks, Erstanfragen, Buchungen, Lesebereitschaft…)
Beim Thema barrierefreie Website denken viele von uns, dass die Seite für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich sein soll. Richtig ist:
Barrierefrei bedeutet, dass die Website für jede Person zugänglich und erfassbar ist – also für Menschen mit und ohne Behinderung.
Konkret heißt das: Websitebesucher:innen sollen an die gewünschten Informationen gelangen und diese nutzen können – und beispielsweise nicht durch persönliche oder durch technische Einschränkungen daran gehindert werden.
Drei Beispiele:
1. Deine barrierefreie Website soll lesbar sein – das wäre sie zum Beispiel nicht, wenn du eine sehr helle Schrift auf einem hellen Hintergrund verwendest. Ein typisches Beispiel ist, wenn Überschriften auf Bilder gesetzt werden und man den Text nicht oder nicht gut lesen kann.
2. Ältere Menschen haben ein anderes Leseverhalten als jüngere – sie lesen tendenziell Wort für Wort, während jüngere Menschen Website-Inhalte überfliegen und für sie wichtige Stellen lesen.
Solche Überlegungen können zum Beispiel in die Gestaltung von Überschriften mit einfließen (zweiter Leseweg für die Orientierung beim Scrollen). Oder in die Gestaltung von mittig gesetzten Textblöcken, sodass das Auge beim Lesen nicht vom linken zum rechten Bildschirmrand mit wanden muss…
3. Deine barrierefreie Website sollte für Menschen nutzbar sein, die auf technische Hilfsmittel angewiesen sind. Ein Beispiel: Wenn du die Alt-Tags deiner Bilder beschriftest, kann der Text von Screenreadern vorgelesen werden, sodass Menschen mit einer Sehschwäche oder einer Sehbehinderung an diese Informationen gelangen können.
Auf welche Barrieren stoßen Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen auf Websites?
Es gibt viele Barrieren, die bei der Nutzung von Websites oder Web-Anwendungen entstehen können. Ich nenne dir hier ein paar Beispiele:
– Menschen mit einer Sehschwäche oder Sehbehinderung haben es schwerer, Texte zu lesen, wenn sich Schrift und Hintergrund nicht stark genug voneinander abheben.
– Blinde Menschen können Websites nutzen, wenn du Bilder / Formulare / Buttons textlich beschriftest, sodass sie den Text von einer Sprachsteuerung einlesen lassen und abhören können.
– Gehörlose Menschen stoßen auf Barrieren, wenn Videos keine Untertitel haben. Ohne Untertitel können sie den gesprochenen Inhalt nicht verstehen, wodurch wichtige Informationen verloren gehen.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft. Unternehmen werden damit verpflichtet, ihre Websites, Onlineshops, Apps oder andere Web-Anwendungen so zu gestalten, dass auch Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen sie nutzen können.
Das Ziel ist, dass jede Person gleichberechtigt auf Informationen und Dienste im Internet zugreifen kann.
Das Gesetz betrifft Privatunternehmen, B2C-Websites, Dienstleistungen oder auch Produkte. Für öffentliche Einrichtungen ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz schon länger in Kraft.
Wer ist vom BFSG ausgenommen?
Ausgenommen sind: private Seiten, Kleinunternehmer:innen – sowie Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten bzw. einem Umsatz von maximal 2 Millionen Euro.
Prüfe für dich, ob du zur Umsetzung einer barrierefreien Websites verpflichtet oder davon ausgenommen bist, dieser Blogartikel ist keine Rechtsberatung. Ganz unten findest du weitere Quellen.
Meine Meinung zur Barrierefreiheit auf Websites: Für mich macht es sehr viel Sinn, dass wir als Website-Betreiber:innen auf Barrierefreiheit achten, weil das
- insgesamt zu einer besseren Nutzererfahrung führt,
- dadurch ggf. unsere Conversions steigen,
- wir für die Zukunft gerüstet sind, falls sich die Gesetzeslage verändert
- ich dafür bin, dass wir als Gesellschaft versuchen, alle menschen einzubeziehen
Lies hier mehr zu den gesetzlichen Anforderungen: www.aktion-mensch.de/barrierefreie-website/gesetzliche-pflichten
In Deutschland leben 7,8 Millionen* Menschen mit Schwerbehinderungen. Das sind viele Menschen, für die barrierefreie Websites eine wesentliche Erleichterung darstellen würden.
Eventuell betrifft das ja auch potenzielle Kund:innen von dir und mir.
Aber auch für alle anderen Nutzer:innen deiner Website kann eine barrierefreie Umsetzung dazu führen, dass deine Website leichter und intuitiver nutzbar ist – sodass ALLE Besucher:innen auf deiner Website zufriedener sind.
Vorteile einer barrierefreien Website
– Du kannst deine Reichweite erhöhen, weil du in Summe mehr Menschen erreichst
– … Diese Aspekte verbessern deine Suchmaschinenoptimierung durch bessere Nutzersignale. Es kann auch sein, dass Google das Thema Barrierefreiheit als Rankingfaktor aufgreift (nach dem Google Leak wissen wir ja, dass wir vieles nicht wissen)
– Mit einer barrierefreien Website hast du die gesetzliche Anforderungen erfüllt, auch ein schönes Gefühl. Ich erkläre dir später im Artikel noch, welche Elemente genau in den Bereich der Barrierefreiheit fallen. Und wie das deine Conversions generell verbessern kann.
– Deine Website wird für ALLE nutzerfreundlicher: Denn eine barrierefreie Gestaltung besteht nach meiner Erfahrung zu 100% aus genau den Elementen, die gut konvertieren (mehr Klicks, mehr Erstanfragen, längere Aufenthalte auf der Website usw.)
* Quelle: https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website/wie-barrierefrei-ist-meine-website-test
Was wäre, wenn deine Wunschkund:innen von ganz alleine auf dich zukommen? Lerne im SEO-Freunde-Newsletter, wie du mit deiner Website bei Google sichtbar wirst – und die richtigen Kund:innen anziehst:
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„Inspiriert durch deine wertvollen Inhalte habe ich SEO-optimierte Blogartikel geschrieben, die tatsächlich fast alle auf Seite 1 ranken. Von Herzen danke für deinen tollen Content!”
Sophie – Newsletter-Abonnentin
1. Simple und verständliche Navigation
Deine Besucher:innen sollten sich einfach verständlich durch deine Website navigieren können. Achte darauf, dass alle wichtigen Funktionen und Seiten leicht erreichbar sind und deine Menüpunkte sinnvoll benannt und logisch aufeinander aufgebaut sind.
2. korrekte Überschriften-Struktur
Setze die Überschriften h1-h6 korrekt ein; ich erkläre das mal anhand von einem Blogartikel:
– Es soll nur eine Hauptüberschrift (h1) existieren
– Zwischenüberschriften werden als h2 ausgewiesen
– Wenn du beispielsweise einen Absatz in weitere Unter-Aspekte gliederst, verwendest du eine h3-Überschrift
Diese Struktur hilft auch Menschen, die Screen Reader benutzen, um sich in den Texten zu orientieren.
Prinzipiell ist die Überschriften-Struktur online sehr ähnlich wie in den Print-Medien: Bei einem Zeitungsartikel gibt es auch eine Hauptüberschrift und dann wird der Text in kleinere Abschnitte mit Zwischenüberschriften gegliedert.
3. Erstelle aussagekräftige Meta-Daten
Erstelle Title-Tags und Meta-Descriptions. Diese Daten fassen deine Seiteninhalte zusammen – so wird es für alle Nutzer:innen ersichtlicher, worum es auf deiner jeweiligen Seite geht.
Für SEO brauchst du aussage Titel (Headlines), sodass User:innen auf deine Seite klicken.
4. Verständliche Sprache
Du klingst nicht cleverer, wenn du elaborierte und hochgestochene Texte schreibst (im Gegenteil). Bei deinen Website-Texten solltest du verständlich schreiben, Fachwörter je nach Zielgruppe nur gezielt einsetzen und beispielsweise eher kurze Sätze schreiben.
Eine einfache Sprache macht dich nahbar, erhöht deine Aufenthaltsdauer (gut für SEO) – und ist ggf. auch für Menschen mit Einschränkungen nachvollziehbarer.
5. Alt-Tags deiner Bilder befüllen
Bilder sollten immer mit Alt-Attributen versehen werden, sodass sogenannte Screenreader diese Texte für blinde oder sehbehinderte Benutzer:innen vorlesen können. Diese alternativen Texte sollen die gleiche Information vermitteln wie das Bild selbst oder beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist oder welchen Zweck es hat.
6. Videos barrierefrei einbinden
Wenn du Videos auf deiner Website einbindest, kannst du folgende Elemente nutzen (oder als Option anbieten), um die Inhalte barrierefrei zu gestalten:
– Untertitel einblenden (oder als Option anbieten)
– Transkripte als Text unter dem Video anbieten, zum Beispiel als Klappentext oder als Pdf
– Videos in Gebärdensprache
7. Audioinhalte mit Transkripten
Wenn du Audioinhalte barrierefrei zur Verfügung stellen möchtest, kannst du den Podcast zum Beispiel transkribieren. Schöner finde ich, wenn man den Inhalt auch ein bisschen „moderiert“, also den Text glättet. Sodass unfertige Sätze, Versprecher oder gelegentliche „ähms“ rausgenommen sind und der Text auch gut lesbar ist.
8. Wähle kontrastreiche Farben
Am einfachsten lesbar sind Texte, bei denen sich die Schrift-Farbe von der Hintergrund-Farbe abhebt: Das klassiche Beispiel ist die schwarze Schrift auf weißem Hintergrund. Das ist für alle User:innen leichter lesbar, aber ältere Leser:innen und Menschen mit Sehschwäche können mehr Probleme haben, wenn sich die Farben zu stark ähneln.
9. Nutze gut lesbare Schriftarten
Gut lesbar sind serifen-freie Schriften. Ich rate allen Websitebetreiber:innen: Verzichte auf Serifen-Schriften (die mit den Schnörkeln), denn die sind in der Regel sehr schwer und manchmal auch garnicht lesbar.
10. optimiere deine Website auch mobil
Deine Website sollte auf allen Geräten gut lesbar sein – also auch auf dem Tablet oder Smartphone. Schneide deine Bilder für die Tablet- und Smartphone-Ansicht ggf. anders zu als auf der Desktop-Variante.
11. Barrierefreies CMS (Content Management System)
Ein barrierefreies CMS bietet dir die Möglichkeit, die schon besprochenen Aspekte umzusetzen: es können Alt-Texte für Bilder hinterlegt werden, Farben können individuell gestaltet werden…
Die meisten bekannten Systeme wie WordPress können so eingestellt werden, dass deine Website barrierefrei ist. Sicherlich werden CMS-Anbieter ihre Systeme auch verbessern, um am Markt relevant zu bleiben.
Viele der Aspekte, die eine Website barrierefrei nutzbar machen, sind eigentlich Lesbarkeits-Basics. Diese sollten wir alle sowieso umgesetzt haben, sodass User:innen sich gut auf unserer Website zurechtfinden – und den Besuch als positive Erfahrung wahrnehmen. Was gibt es besseres, um eine gute Beziehung zu den Menschen aufzubauen, die unsere potenziellen Kund:innen sind?
Beispiele für barrierefreie Websites:
https://bitvtest.de/sites-und-agenturen/barrierefreie-websites
Beispiele für barrierefreie Websites:
https://gehirngerecht.digital/5‑beispiele-barrierefreier-webseiten
Wie du deine Website auf Barrierefreiheit testen kannst:
https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website/wie-barrierefrei-ist-meine-website-test
Weitere Infos auf Aktion Mensch:
https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website
https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website/gesetzliche-pflichten
In welchem Fall gilt eine Website als barrierefrei?
Deine Website gilt als barrierefrei, wenn sie von allen Besucher:innen ohne Einschränkungen genutzt werden kann. Dazu zählen Menschen mit und Menschen ohne Einschränkung oder Behinderung.
Insgesamt steht eine barrierefreie Website für eine nutzerfreundliche Gestaltung, welche sowieso notwendig sind, wenn du bei Google ranken und Kund:innen über deine Website gewinnen möchtest.
Wer ist vom BFSG betroffen?
Das Gesetz betrifft Unternehmen mit mindestens 10 Mitarbeitenden oder mit einem Umsatz von über 2 Millionen Euro. Ausgenommen sind private Seiten und Kleinunternehmen unter diesen Schwellenwerten.
Prüfe für dich, ob du von diesem Gesetz betroffen bist – unterschiedliche Quellen kommen zu unterschiedlichen Rückschlüssen und ich dieser Blogartikel ist keine rechtliche Beratung.
Welche Maßnahmen machen eine Website barrierefrei?
Wichtige Maßnahmen sind unter anderem: einfache Navigation, korrekte Überschriftenstruktur, aussagekräftige Meta-Daten, verständliche Sprache, Alt-Tags für Bilder, Untertitel und Transkripte für Videos, kontrastreiche Farben für Texte, Felder, Buttons, gut lesbare Schriftarten und ein barrierefreies CMS.
Wie kann ich meine Website auf Barrierefreiheit überprüfen?
Es gibt verschiedene Tools und Methoden wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), Online-Validatoren und auch manuelle Tests durch Benutzer:innen mit Einschränkungen und Behinderungen.
In diesem Blogartikel werden Methoden und Tools erklärt, um deine Website auf Barrierefreiheit zu testen: www.aktion-mensch.de/wie-barrierefrei-ist-meine-website-test
Wie funktionieren Screenreader?
Screenreader sind Softwareprogramme, welche den Text auf Websites in eine synthetische Sprache umwandeln: Inhalte werden vorgelesen oder Nutzer:innen können über Tastatur- und Sprachbefehle auf Websites navigieren.
Was passiert, wenn ich die Vorgaben zur Barrierefreiheit nicht erfülle?
Wenn dich das BFSG betrifft und die Vorgaben nicht erfüllt werden, kann das zu rechtlichen Konsequenzen führen.
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„Ich habe dank deiner Hilfe schon wieder einen richtig gut rankenden Artikel (Suchvolumen 1.300), schwanke zwischen Platz 1 und 3 🥳.”
Cristina – Newsletter-Abonnentin
Axel
Posted at 13:07h, 17 JuliHi Maike!
Der Artikel war sehr aufschlussreich und hat wichtige Aspekte der Web-Accessibility beleuchtet.
Danke dafür!
VG
Axel
Sarah
Posted at 09:49h, 23 JuliHallo lieber Axel, vielen Dank für dein positives Feedback zu dem Artikel. Wir freuen uns, dass er dir gefallen hat. 🙂 Liebe Grüße, Sarah aus dem Team von Satzgestalt
Anne
Posted at 14:43h, 21 AugustHallo Maike,
toll, dass du nicht nur auf das neue Gesetz eingehst, sondern auch erklärst, warum Barrierefreiheit eine Herzensangelegenheit sein sollte! Im Jahr 2024 sollte niemand mehr durch digitale Barrieren eingeschränkt werden. Ich möchte auch auf diesen Artikel hinweisen: https://www.seoagentur.de/magazin/website-barrierefrei/ Dort gibt es eine ausführliche Checkliste, die zeigt, wie man eine Website barrierefrei gestalten
Sarah
Posted at 13:02h, 28 AugustHallo liebe Anne, vielen Dank für deinen Kommentar und den tollen Hinweis! Es freut uns sehr, dass dir der Artikel gefallen hat. Liebe Grüße Sarah aus dem Team von Satzgestalt