09 Nov Website-Texte schreiben – 4 Profi-Tipps, wie du deine Leser abholst
Veröffentlicht am 09. November 2020 | von Maike Burk
Online-Texte sind der erste Kontaktpunkt zwischen potenziellen Kunden und Selbstständigen. Wie du durch bessere Texte Beziehungen aufbaust, dich als Experte/ Expertin positionierst und Vertrauen bei deinen Lesern schaffst – im Interview mit der Text-Expertin Miriam Risse.
Miriam, du sagst, dass jeder schreiben (lernen) kann..?
Wir haben ja auch sprechen gelernt. Und dann lernen wir schreiben – in der Schule, an der Universität, in der Ausbildung. Letzteres ist aber immer eine sehr gestelzte Sprache. Deswegen fällt es uns schwer, so zu schreiben, wie wir sprechen. Da wieder hin zu kommen, das ist mein Auftrag – weil es ist möglich.
Ich habe das auch geschafft: Ich habe früher im akademischen Elfenbeinturm gelebt und mich extrem kompliziert ausgedrückt – niemand hat mich verstanden. Das macht uns unnahbar. Deswegen bin ich von der Abstraktion wieder runter auf die konkrete Sprachebene, um mich mit anderen zu verbinden. Weil wenn mich niemand versteht, entstehen auch keine Verbindungen.
Online ist die Sprache der Text. So baue ich eine Beziehung zu Lesern auf: Indem ich Texte schreibe, die zu den Leuten sprechen.
Woran liegt es, dass wir anders schreiben als wir sprechen?
Weil wir zu verkopft sind. Wir denken zu viel nach, anstatt einfach zu schreiben. Wenn wir sprechen, denken wir ja auch nicht darüber nach, was wir sagen – wir sprechen einfach.
Deswegen ist eine Frage in meinen Workshops: Stell dir vor, du sitzt mit deiner Kundin im Café und du sprichst mit ihr. Und das mal intuitiv runter zu schreiben und dann zu schauen: Was kann ich davon gebrauchen?
Warum ist Schreiben gerade online so wichtig?
Weil das der erste Kontaktpunkt ist. Die Leute sehen online nicht deine Mimik und sie hören dich nicht. Das erste, was sie sehen oder lesen ist dein Text.
Wenn du hier keine Verbindung aufbaust, dann sind die Nutzer wieder weg. Das sind Vier-Augen-Gespräche, die auf deiner Webseite stattfinden: Nur wenn ich mich als Nutzer angesprochen fühle, dann lese ich auch weiter.
Miriam hat Germanistik studiert und hat viele Jahren Erfahrungen als Texterin in unterschiedlichen Unternehmen gemacht – in denen sie es aber nie länger als ein Jahr ausgehalten hat. Sie hat sich mitten in der Corona-Krise selbstständig gemacht und innerhalb weniger Wochen die ersten Kundinnen gewonnen.
Sie sagt: „Aalglatte Texte schreiben. Fand ich nie glaubwürdig.“ Und da sind wir auch schon bei Miriams Warum: Sie will ihre eigene Schreibstimme etablieren – und anderen Solo-Selbstständigen genau dabei ebenfalls helfen. So sollen Texte entstehen, die leben und wirklich auf Augenhöhe mit Leser*innen kommunizieren.
Miriam sagt, dass jeder Texten kann. Und zwar am besten, wenn wir einfach wir selbst sind. Mehr über Miriam erfährst du hier:
Worauf kommt es bei der Startseite an?
Die Startseite hat zwei Ziele:
- Worum geht es hier…?
- Und was habe ich als Leser/in davon?
Auf der Startseite gibst du deinen Lesern einen Überblick und verlinkst zu den anderen Seiten deiner Webseite. Die Startseite ist wie die erste Seite einer Tageszeitung: Da gibt es kurze Infos und auf den folgenden Seiten geht es weiter… Die Startseite funktioniert auch so.
Leute, die auf deine Startseite gelangen haben ein Problem oder ein Bedürfnis und geben das in der Suchmaschine ein. Dann wollen sie sofort wissen: Bin ich hier richtig?
Sei also so direkt wie möglich. Schwafel nicht, sondern komm einfach zum Punkt.
Welche Fehler beobachtest du häufig auf Startseiten?
- Zu viel Text: Im „Above the Fold“-Bereich beziehungsweise im Aufmacher sollten maximal zwei Sätze stehen, weil man die Leute ja nicht überfordern, sondern abholen möchte.
- Stockbilder: Die transportieren keine Gefühle und lenken vom Thema ab. Nimm lieber ein Foto von dir, um eine Beziehung zu deinen Lesern und Leserinnen aufzubauen.
- Call to Action im Aufmacher geht direkt zum Angebot. Mal ehrlich: Wer kauft denn direkt? Die Leute wollen erstmal mehr Infos, da sollte man nicht direkt auf die Verkaufsschiene gehen.
- Überschriften fehlen: Die meisten Online-Leser/innen scannen Texte, die muss man mit Überschriften abholen. Außerdem sollten in Überschriften immer Vorteile aus Nutzer-Sicht genannt werden.
Miriams Top-Tipps für starke Webtexte
- Die Startseite dient als Übersicht und Verteiler zu weiteren Seiten deiner Webseite. Schreibe darum nicht zu viel Text auf deine Startseite und verlinke immer auf Unterseiten wie Angebot / About.
- Sei so direkt wie möglich. Komm mit deinen Inhalten auf den Punkt.
- Zähl mal, wie viele „Ich’s“ du auf deiner Seite hast und wie viele „Du’s“. Deine Leserinnen und Leser sollten im Mittelpunkt stehen, nicht du oder dein Unternehmen.
- Mache eine Sprachnotiz und schreibe auf, was du gesagt hast. So bekommst du ein Gefühl für deine eigene, natürliche Ausdrucksweise.
Deine wichtigsten Tipps: Wie kann man richtig gute Startseiten-Inhalte verfassen?
Der ultimativste Geheimtipp: Frag deine Kunden und Kundinnen. Die erste Aufgabe in meinem Text-Coaching ist ein Fragebogen mit zehn Fragen, die meine Teilnehmerinnen ihren Kundinnen schicken. Sowas wie: Was sind deine Herausforderungen? Was sind deine Wünsche? Es geht darum, das Wording der Kunden und Kundinnen auf die Webseite zu bringen.
Weil wenn das deren Pain Points und Wünsche sind, dann sind das auch die Wünsche der zukünftigen Kunden und Kundinnen. Wenn ich als Leser/in das Gefühl habe, dass ich auf einer Seite verstanden werde, dann möchte ich mit der Person zusammen arbeiten. Nicht nur, weil die Person Expertise hat – sondern auch, weil mich die Person versteht und Empathie hat.
Wie lernt man konkret, die Sprache seiner Kunden und Kundinnen zu sprechen? Mit welchen Übungen kitzelst du diese Feinheiten in deinen Coachings heraus?
Schreib’ wie du sprichst. Trete in einen Dialog mit deinen Leserinnen und Lesern. Zum Beispiel, indem du Fragen stellst, die auf die Wünsche deiner Leser/innen abzielen.
Mir sagte eine Kundin: „Ich brauche eine gefühlte Ewigkeiten mit den Texten.“ Das habe ich direkt auf meiner Webseite eingefügt und frage: Du brauchst eine gefühlte Ewigkeiten mit den Texten? Denn wenn es ihr so geht, geht es auch anderen so.
Mit Fragen kreieren wir ein Gespräch. Webseiten-Texte sind keine Einbahnstraße. Darum ist auch ganz wichtig: Zähl mal, wie viele „Du’s“ du auf deiner Seite hast – und wie viele „Ich’s“. Denn es ist wichtig, dass du auf dein Gegenüber eingehst.
Meine Kundinnen denken oft, sie müssten besonders kreativ sein. Aber kreative Texte versteht nicht jeder. Sei lieber konkret und klar.
Beispiel: Webseiten von Handwerkern – da steht oft: „Wir bieten den besten Service“. Was heißt das denn? Das ist zu abstrakt, darunter kann man sich nichts vorstellen. Wenn du dagegen schreibst: „Wir sind 24 Stunden erreichbar und bei einem Notfall innerhalb einer halben Stunde bei dir“ – das ist konkret.
Wie kann man also richtig mit dem „Ich“ und dem „Du“ auf Webseiten umgehen und in einen Dialog mit Leserinnen und Lesern treten?
Natürlich gehört das „Ich“ auch auf die Startseite. Denn du willst ja auch Autorität aufbauen. Aber es ist trotzdem wichtig, dass der Leser oder die Leserin im Mittelpunkt steht.
Frage dich: Welche Informationen über dich sind relevant? Nicht nur die Expertise ist wichtig, sondern auf der „Über mich“-Seite zum Beispiel auch deine Werte.
Mach dir außerdem klar: Hinter dem Bildschirm sitzt eine Person, nicht mehrere. Ich nenne das immer ein „Vieraugengespräch“: Du schreibst wie du sprichst und du schreibst für eine Person. Entscheide dich für das „Du“ oder das „Sie“, alles andere ist verwirrend.
Welche Seiten benötigt jede Webseite?
1. Auf der Startseite wollen wir klar machen, wofür wir stehen und neugierig auf die jeweiligen Unterseiten machen.
Eine Unterseite hat immer ein jeweils einziges Ziel. Und nur darum geht’s. Auf der Angebotsseite zum Beispiel sollen die Leute nur kaufen. Du verlinkst also nirgendwo anders hin, ansonsten erreichst du dein Ziel nicht. Wichtig ist also: Frage dich, welches Ziel hat die jeweilige Seite? Dazu gehören folgende Seiten:
2. Eine Angebotsseite, schließlich willst du ja etwas verkaufen.
3. Eine „Über mich“-Seite: Wir kaufen von Menschen – und vor allem von Menschen, die uns ein gutes Gefühl geben.
4. Eine Kontaktseite, die am besten rechts oben über die Navigation erreichbar ist.
5. Ein Blog: Dieser ist relevant für SEO, um deine Expertise zu zeigen und um deine Leser/innen auf der Kundenreise zu begleiten
„Texte mit Persönlichkeit: Ja. Egozentrierte Texte: Nein.“ – Wie entstehen Texte mit Persönlichkeit?
Persönlichkeit zeigen kannst du zum Beispiel, indem du emphatisch bist und auf dein Gegenüber eingehst. Tipp: Mach eine Sprachnotiz und transkribiere sie: Welche Begriffe nutzt du dabei? So bekommst du ein Gefühl dafür, wie du sprichst und kommunizierst.
Wenn du im Erstgespräch mit deinen Kundinnen so sprichst, wie du dich auf deiner Webseite ausdrückst, ist das natürlich ein mega Wiedererkennungswert.
Welche Rolle spielt der User bei deiner Arbeit?
Ich sage nie „User“ sondern „Leser/in“, das finde ich persönlicher. Die Leserinnen sind der Dreh- und Angelpunkt meiner Arbeit.
Ich meine, du kannst die beste Technik haben, du kannst die tollsten Keywords haben und du wirst auch gefunden – aber das Geld in der Tasche hat der Leser. Wenn wir ihn oder sie nicht abholen, ist das schlecht…
Es sollte eine Balance aus all den Faktoren da sein. Langfristig wird die Persönlichkeit noch wichtiger werden, weil wir uns damit unterscheiden.
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Gundula
Posted at 16:00h, 29 SeptemberMir als Leserin gefällt zu viel Text auf der Startseite auch nicht und ich lese ihn auch nicht. Aber leider ranken die Seiten bei Google am besten, die ewig viel Text auf der Startseite haben. Ich glaube, da ist ein großer Unterschied zwischen Google und echten Leser/innen. Doch wofür entscheide ich mich dann als Seitenbetreiberin? Will ich für meine Leser/innen schreiben oder möglichst hoch in den Suchergebnissen gefunden werden?